Durch das Buch Sacharja
Einleitung: Warum Sacharja?
Warum haben wir den Propheten Sacharja für diese Predigtserie gewählt? Die Antwort ist zunächst einfach: Sacharja folgt im biblischen Kanon direkt auf Haggai. Doch es gibt einen tieferen Grund. Haggai und Sacharja waren Zeitgenossen. Nur zwei Monate nachdem Haggai seine Botschaft an das Volk richtete, beauftragte Gott Sacharja mit einer ergänzenden Botschaft (vgl. Haggai 1,1; Sacharja 1,1). Daraus wird deutlich: Aus Gottes Sicht war die Botschaft Haggais allein nicht ausreichend. Haggai hatte das Volk wachgerüttelt – sie begannen erneut mit dem Tempelbau. Doch Gott wollte mehr sagen, und zwar durch Sacharja.
Haggai rüttelt wach – Sacharja führt weiter
Die Botschaft Haggais war kurz, klar und direkt. Sie hatte Erfolg: Der Tempelbau wurde wieder aufgenommen. Doch das war nicht das Ende. Das Buch Sacharja ist umfangreicher (14 Kapitel) und schwerer zu verstehen. Es enthält geheimnisvolle Visionen und symbolische Bilder – von einer fliegenden Buchrolle (Sach 5,1-4), über eine Frau, die in ein Fass gepresst und weggetragen wird (Sach 5,5-11), bis hin zu prophetischen Worten über den Messias. Diese Visionen öffnen den Blick in die geistliche Welt und offenbaren Gottes Plan – für Israel, für uns, und für die Zukunft.
Ein zentrales Thema: Die Rückkehr Gottes
Ein Schlüsselvers, der die Grundbotschaft des Buches prägnant zusammenfasst, findet sich in Sacharja 4,6: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen.“ Dieser Vers steht stellvertretend für Gottes Wirken – damals wie heute. Doch noch wichtiger als der äußere Wiederaufbau Jerusalems ist für Gott etwas anderes: die Rückkehr seiner Gegenwart in die Mitte seines Volkes.
Was war das Problem zur Zeit Sacharjas?
Zur Zeit Sacharjas war das Volk zwar aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt, der Tempelbau hatte wieder begonnen, doch die Gegenwart Gottes fehlte. Kein Zeichen von Herrlichkeit, keine sichtbare Manifestation seiner Nähe wie einst in der Wüste (2. Mose 13,21-22), auf dem Sinai (2. Mose 19) oder bei der Einweihung des Tempels durch Salomo (1. Kön 8,10-11).
Ein Bild, das dem Prediger dabei half, dies zu begreifen, war eine Flamme in der Ferne auf dem Weg nach Mannheim – ein sichtbares Zeichen in der Dunkelheit. Doch zur Zeit Sacharjas gab es keine solche „Feuersäule“ mehr.
Die tragische Vorgeschichte: Gottes Herrlichkeit weicht
In Hesekiel 9-11 wird beschrieben, wie sich die Herrlichkeit Gottes Schritt für Schritt vom Tempel entfernt:
- Hesekiel 9,3: „Die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich vom Cherub…“
- Hesekiel 10,18: „Die Herrlichkeit des HERRN verließ die Schwelle des Hauses…“
- Hesekiel 11,23: „Die Herrlichkeit des HERRN erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg im Osten…“
Anschließend wurde Jerusalem zerstört (Hes 33,21). Die Reihenfolge ist entscheidend: Zuerst ging Gottes Gegenwart – dann fiel die Stadt. Nicht weil Babylon stark war, sondern weil Gott nicht mehr da war.
Der Wiederaufbau – reicht das?
Nach 70 Jahren kehrte ein Überrest von etwa 50.000 Juden zurück (vgl. Esra 2,64-65). Sie bauten den Tempel wieder auf. Doch in Esra finden wir keinen Hinweis darauf, dass die Herrlichkeit Gottes wie einst zurückkehrte. Äußerlich stand der Tempel wieder, aber innerlich fehlte das Entscheidende: die Gegenwart Gottes.
Die Verheißung Gottes: Ein ewiger Bund
In Hesekiel 37,26-27 spricht Gott:
„Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen schließen… und ich werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen in Ewigkeit. Und meine Wohnung wird über ihnen sein, und ich werde ihr Gott und sie werden mein Volk sein.“
Die äußere Rückkehr reicht nicht. Es braucht eine innere Rückkehr, eine Herzensumkehr zu Gott. Das ist die Botschaft Sacharjas: Gott will zurück in die Mitte seines Volkes – aber dafür muss sich das Volk von Herzen zu ihm wenden.
Der Messias: Zentrum der Hoffnung
Sacharja ist voll von Hinweisen auf den Messias:
- Sacharja 9,9: Der demütige König auf dem Esel.
- Sacharja 11,12-13: Der Verrat um 30 Silberlinge.
- Sacharja 12,10: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
- Sacharja 13,7: Der gute Hirte, der von Gott geschlagen wird.
- Sacharja 6,12-13: Der Messias als Priester und König zugleich.
Diese Bilder erfüllen sich in Jesus Christus. Er ist die Herrlichkeit Gottes, die als Kind in den Tempel getragen wurde (Lk 2,27-32) und durch die Gott selbst unter seinem Volk wohnte (Joh 1,14).
Praktische Anwendung: Die Notwendigkeit der Umkehr
Die Botschaft Sacharjas ist zeitlos: Es geht nicht um äußere Religion, sondern um echte Gemeinschaft mit Gott. Nicht nur zur Zeit Israels, sondern auch heute stellt sich die Frage: Wo ist unser Gott? Sehen wir seine Gegenwart in unserem Leben? Haben wir ihn eingeladen, wirklich in unserer Mitte zu wohnen?
Wenn wir keine Beziehung zu Gott haben, lädt uns diese Predigt ein, heute zu ihm zu kommen. Und wenn wir als Christen leben, aber seine Nähe vermissen, dann ist Sacharja eine Erinnerung: Es braucht die innere Umkehr – nur dann wird Gottes Gegenwart real erfahrbar.
Schluss: Die Einladung Gottes
Sacharja ruft uns zu: Gott will zurück in die Mitte seines Volkes. Er möchte auch heute bei uns wohnen – in unseren Gemeinden, unseren Familien, unseren Herzen. Die Frage ist: Sind wir bereit, ihn einzulassen?